Geschichte & Historie
Neben den hier vorliegenden kompakten Informationen gibt es auch ein entsprechendes Infoblatt in unserer Kirche mit Bildern.
Das 1958 von Pfarrer Maximilian C. Freiherr von Heyl herausgegebene Büchlein über Neunkirchen und seine Kirche ist mittlerweile vergriffen. Um keine Anpassung an die aktuellen Bedingungen, zeitgemäßen Formulierungen und Rechtschreibregelungen vornehmen zu müssen und damit das Gesamtkunstwerk von Pfarrer Maximilian C. Freiherr von Heyl nicht zu beeinträchtigen, stellen wir Ihnen den Text hier unverändert zur Verfügung.
Alternativ können Sie sich auch gerne das entsprechende PDF-Dokument (3,19 MB) herunterladen.
Die Kirche
Die Kirche von Neunkirchen, dem höchstgelegenen Dorf im hessischen Odenwald, wurde im Mittelalter gegründet und gab dem Dorf seinen Namen (zur neuen Kirche = Neunkirchen). Das Besetzungsrecht hatten die Herren von Rodenstein. Die Erbauung der ersten Kirche von Neunkirchen darf zu Beginn des 13. Jahrhunderts angenommen werden. Die erste Kirche müssen wir uns als einschiffigen Saalbau mit rechteckigem Chor vorstellen. Ob bereits damals ein Westturm vorhanden war, ist nicht sicher.
Diese spätromanische Kirche wurde in den 80er Jahren des 15. Jahrhunderts durch einen Neubau ersetzt. Der gotische Baumeister benutzte teilweise die alten Mauern. Jedoch wurde der Bau durch ein nördliches Seitenschiff erweitert. Bauherr war der Pfarrer Johannes Roder, genannt Stumpf von Lindenfels. 1472 wurde er durch Junker Hans von Rodenstein auf die Pfarrstelle zu Neunkirchen eingesetzt, die er bis zu seinem Tode 1509 inne hatte. Der Kirchturm besitzt vier, durch abgeschrägte Steinleisten unterschiedene Geschosse mit gotischen Mittelfenstern. Das Erdgeschoß enthält einen romanischen Basalttaufstein.
Im 30-jährigen Krieg hatte Neunkirchen sehr zu leiden. 1634 erschienen nach der Schlacht bei Nördlingen spanische Kriegsvölker, erschossen den Pfarrer Hunneshagen, plünderten Kirche und Dorf und verwüsteten das Pfarrhaus. 1635 starb der letzte übriggebliebene Einwohner an der Pest. 1643 schlug der Blitz in den Kirchturm, das Gebälk ging in Flammen auf, die Glocken schmolzen, das Kirchendach brannte ab. Die Kirche wurde erst 1656 durch Tiroler Bauhandwerker ausgebessert.
1689 raubten bayrische Truppen die Kirche aus.1703 zerschlug ein Unwetter das Kirchendach, sodass Regen und Schnee eindrangen und Gottesdienste unmöglich machten. 1729 wurde Johannes Daniel Moter Pfarrer in Neunkirchen. 1742 ließ er die alte Kirche zum Teil abbrechen. Stehen blieben nur "etwa 4 Schuh hoch von der alten Mauer nordwärts, etwas von der Giebelmauer gegen Morgen zu und ein Stück nach Südwest.
"Der Neubau der Kirche wurde 1742/1743 nach Plänen von Johannes Konrad Lichtenberg, der 1716-1729 Pfarrer in Neunkirchen war, ausgeführt. Die alte Orgel wurde 1847 in Zwingenberg erbaut. 1962 wurde sie umgebaut und hat nun 16 Register. Die ersten drei Glocken sind 1797 von den Kanonen- und Glockengießern Lukas Speck gegossen worden. Um 1960 wurde das Geläut auf sieben Glocken ergänzt.
Die Kirche trägt heute noch die Züge, die ihr Johannes Konrad Lichtenberg gab.
Die Orgel
Die Glocken
Unsere Kirche wurde ja 1742/1743 nach Plänen von Johannes Konrad Lichtenberg, der 1716 bis 1729 Pfarrer in Neunkirchen war, erbaut.
Etwas ganz Besonderes ist im Turm der Kirche zu finden. Denn dort findet sich ein fünfstimmiges historisches Geläute aus drei Jahrhunderten, darunter ein vollständig erhaltenes Geläute von Lucas Speck aus Heidelberg, das sich aus den drei großen Glocken zusammensetzt. Das Geläute weist noch eine Glocke von Ph. H. Bach sowie eine Glocke der Gebr. Ulrich auf. Eine weitere sechste Glocke hing in einem separaten Glockenstuhl oberhalb der Glockenstube, sie befindet sich jetzt in der Friedhofskapelle des Orts.
Disposition:
Glocke 1 fis´
1797, Lucas Speck, Heidelberg
Glocke 2 a´
1797, Lucas Speck, Heidelberg
Glocke 3 h´
1797, Lucas Speck, Heidelberg
Glocke 4 cis´´
1854, Philipp Heinrich Bach, Windecken
Glocke 5 e´´
1925, Gebr. Ulrich, Apolda/Kempten
Vielen Dank an einen Glocken-Experten, der sich bei uns in der Kirche umgesehen hat und diese Rarität unserer Kirchenglocken erkannt hat. Er hat uns freundlicherweise diesen Text als auch ein Video-Dokument, welches er auf YouTube veröffentlicht hat, zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!